Was Sie vor der Anschaffung eines Rollstuhls für Senioren wissen sollten
Der Rollstuhl ist eines jener medizinischen Hilfsmittel, welche sich keiner großen Beliebtheit erfreuen. Obgleich der Nutzen des Rollstuhls für Senioren oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen völlig außer Frage steht, so möchte doch letztlich kein Mensch auf den Rollstuhl angewiesen sein. Irgendwann im Leben kann jedoch der Punkt kommen, an dem der Rollstuhl unausweichlich wird.

In diesem Fall sollte jedoch der Rollstuhl auf gar keinen Fall als „Niederlage“ angesehen werden, sondern vielmehr als Hilfsmittel für die Bewältigung des Lebensalltags. Vor dem Erwerb eines Rollstuhls gibt es überdies auch einige Dinge zu beachten, welche die Wahl des richtigen Modells erleichtern.
Die verschiedenen Möglichkeiten
Unterschieden werden muss zunächst zwischen dem Einsteigermodell und dem Rollstuhl für Fortgeschrittene. Das Einsteigermodell ist in der Regel als sogenannter Aktivrollstuhl ausgelegt, wobei sich die Bezeichnung Aktivrollstuhl (oder auch Rollstuhl mit Selbstantrieb) auf die Fortbewegung aus eigener Körperkraft des Senioren bezieht. Da ein Rollstuhl auch stets eine kostenintensive Anschaffung darstellt, ist das Einsteigermodell ganz besonders interessant. Die Krankenkassen verfügen in der Regel über einen Eigenbestand an derartigen Rollstühlen und können Senioren damit beliefern.
Der Einsteigerrollstuhl verbleibt für die gesamte Nutzungsdauer im Eigentum der Krankenkasse. Ein Anspruch darauf, dass ein völlig fabrikneues Modell ausgeliefert wird, besteht aus gesetzlicher Sicht nicht. Die Krankenkassen pflegen ihren Bestand jedoch vollständig im Hinblick auf die Hygiene sowie die Funktionalität.
Der Umstand, dass die Krankenkasse Eigentümerin des Rollstuhls ist und auch bleibt kann für einen Senioren durchaus einen Vorteil darstellen. Im Fall eines Schadens kommt die Krankenkasse für Reparaturen oder Ersatzteile vollständig auf und liefert zwischenzeitig sogar Ersatzrollstühle. Jedoch ist man, wie schon erwähnt, bei der Wahl etwas eingeschränkt. Besondere Features und Ausstattungsmerkmale für z.B. mehr Komfort sucht man bei „Kassenmodellen“ zumeist vergeblich.
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Was sollte vor der Anschaffung eines Rollstuhls unbedingt bedacht werden?
Ein Rollstuhl für Senioren soll das Leben erleichtern und überdies auch ein gewisses Mindestmaß an Komfort bieten. Damit die Funktionalität und der Komfort auch wirklich gegeben sind muss der Rollstuhl dementsprechend einige Kriterien erfüllen. Damit überhaupt ein Rollstuhl in Betracht kommt muss zunächst eine ärztliche Verordnung vorliegen, die dann bei der jeweiligen Krankenkasse eingereicht wird. Über ein Sanitätshaus wird die Lieferung dann abgewickelt. Hierbei ist allerdings der Grundsatz zu beachten, dass der Rollstuhl auch wirklich geeignet ist. Die Eignung eines Rollstuhls ergibt sich letztlich aus der ärztlichen Verordnung, welche auf einer vorherigen Begutachtung beruht. Die Bedürfnisse des Patienten stehen dabei im Vordergrund. Diese Bedürfnisse sind persönlicher Natur und bestehen aus den Faktoren
- Gewicht
- Größe
- Art bzw. Umfang der Verwendung im Alltag
Aus den Bedürfnissen heraus wird dann ermittelt, welche Grundabmessungen ein Rollstuhl haben muss, damit eine Eignung besteht. Entscheidend hierbei sind sowohl die Sitzbreite als auch die Sitztiefe des Rollstuhls in Verbindung mit der Höhe der Rückenlehne sowie die Sitzhöhe.

Die Sitzbreite sollte dergestalt ausgelegt sein, dass der Nutzer in dem Rollstuhl nicht rutschen kann. So eng, dass der Nutzer des Rollstuhls in dem Sitz eingequetscht wird, sollte der Rollstuhl natürlich auch nicht sein. Im Hinblick auf die Sitztiefe kann die Länge von dem Oberschenkel als Richtmaß genommen werden. Der Nutzer des Rollstuhls sollte sehr bequem an die Rückenlehne anlehnen können, ohne dass die Kniekehlen durch die Sitzfläche eingeschnitten werden oder die Sitzfläche mittig an den Oberschenkel endet. Im Hinblick auf die Höhe der Rückenlehne sollte bedacht werden, dass die Rückenlehne einen guten Halt bieten muss aber sie nicht zu hoch sein darf. Als Faustregel gilt, dass die Rückenlehne unterhalb der Schulterblätter enden sollte. Die Sitzhöhe sollte so gewählt werden, dass der Nutzer des Rollstuhls mit den Füßen den Boden berühren und im Zweifel mit dem Rollstuhl auch laufen könnte.
Sondermodellvarianten des Rollstuhls
Der Einsteigerrollstuhl als Aktivrollstuhl stellt zwar die gängigste Variante eines Rollstuhls dar, es gibt jedoch weitaus mehr Modelle auf dem Markt. Für Senioren, die nicht permanent auf den Rollstuhl angewiesen sind, können auch Faltrollstühle eine gute Wahl darstellen. Diese Modellvariante lässt sich zusammenfalten und ist dementsprechend in den Räumlichkeiten äußerst platzsparend. Diese Modelle finden auch in einem herkömmlichen PKW im Kofferraum ihren Platz, sodass sie dem Nutzer zusätzliche Flexibilität im Hinblick auf die Mobilität bieten. Der Faltvorgang ist für gewöhnlich sehr einfach und erfordert keinen nennenswerten Kraftaufwand, da einfach nur die Sitzfläche mittig hochgeklappt werden muss. Der Rollstuhl faltet sich dann automatisch zusammen. Beachtet werden sollte allerdings, dass zuvor die Fußstützen hochgeklappt werden sollten.
Auch Rollstühle mit einer sogenannten Steckachse gelten heutzutage noch als Sondermodell, obwohl die Steckachse eigentlich für den Transport des Rollstuhls in einem PKW als absolute Pflicht angesehen werden muss. Die Steckachse ermöglicht einen problemlosen Abbau der Rollstuhlhinterräder, da sich in der jeweiligen Radnabe ein Knopf befindet. Dieser Knopf löst dann die Achse und das Rad lässt sich abnehmen. Das Rad kann dann bei Bedarf auch einfach wieder auf die Achse aufgesteckt werden, ohne dass der Rollstuhlnutzer Bedenken im Hinblick auf die Sicherheit zu haben braucht.
Die Bremsen
Jeder normale Rollstuhl verfügt über eine Bremse, um zumindest die Geschwindigkeit des Rollstuhls zu verringern. Diese Bremse ist durchaus vergleichbar mit der Autohandbremse, obwohl sie im Grunde genommen nicht zum vollständigen Abbremsen des Rollstuhls ausgelegt ist. Das Abbremsen sollte eigentlich über die Greifreifen erfolgen, was jedoch vielen Senioren nicht möglich ist. Für Sonderfälle gibt es durchaus auch Rollstühle mit sogenannten Trommelbremsen, die einen vollständigen Halt des Rollstuhls ermöglichen.
Zubehör für den Rollstuhl
Im Zusammenhang mit dem Zubehör wird bei den meisten Krankenkassen eine Differenzierung zwischen dem sogenannten optionalen und dem sinnvollen Zubehör vorgenommen. Als optionales Zubehör gelten dabei für gewöhnlich Sitzkissen, die dem Komfort des Rollstuhlnutzers dienen. Dies ist jedoch im Zusammenhang mit dem Umfang der Rollstuhlnutzung zu betrachten. Ist der Rollstuhlnutzer permanent im Lebensalltag auf den Rollstuhl angewiesen, so kann das Sitzkissen auch als notwendiges Zubehör angesehen werden. Hierbei sollte dann darauf geachtet werden, dass das Sitzkissen auch gleich direkt ein Teil der ärztlichen Verordnung wird und ebenfalls für die Bedürfnisse des Rollstuhlnutzers geeignet ist. Ein ungeeignetes Sitzkissen kann zu Druckgeschwüren und damit zu gesundheitlichen Beschwerden führen.
Als sinnvolles Zubehör für den Rohlstuhl können gelten
- große Vorderräder
- Kippschutz
- Räder aus Vollgummi
- besonderer Speichenschutz
- Schlupfsack oder Wickeldecken
- Rollstuhltaschen
Hierbei liegt es alleinig im Ermessen der Krankenkasse, welchen ärztlichen Verordnungen sie folgt und welchen nicht. Große Vorderräder bieten im Hinblick auf die Sicherheit gerade bei älteren Senioren ein deutliches Plus im Vergleich zu kleineren Vorderrädern. Gleichermaßen verhält es sich auch mit dem Kippschutz, der als untere Rahmenverlängerung bei Aktivrollstühlen ein hinteres Umkippen des Rollstuhls verhindert.
Vollgummireifen bieten den Vorteil, dass sie härter sind als Reifen mit Luftfüllung. Viele Krankenkassen sehen diese Bereifung mittlerweile auch als sinnvoll an, da Vollgummireifen auch wartungsfrei sind und damit eine Kostenersparnis auf lange Sicht darstellen.
Der Speichenschutz ist im Grunde genommen eine Sicherheitsmaßnahme für den Rollstuhlfahrer, da die Plastikverkleidung ein versehentliches Hineingreifen in die Speichen verhindert. In diesem Punkt sind jedoch viele Krankenkassen streitbar, obgleich der Speichenschutz eine vergleichsweise geringe Kostenausgabe darstellt und dennoch einen hohen Nutzen mit sich bringt.
Den Schlupfsack sehen viele Krankenkassen immer noch als optionales Zubehör für den Rollstuhl an, obgleich er doch der Gesunderhaltung des Rollstuhlnutzers dient. Der Schlupfsack trägt als halber Schlafsack für den unteren Körperbereich dazu bei, dass eben jener Bereich des Körpers warm bleibt. Gerade in der kalten Jahreszeit, in welcher sich die meisten Menschen durch Bewegung Wärme verschaffen, können sich Rollstuhlfahrer mit permanentem Bedarf an der Rollstuhlnutzung nicht durch die Bewegung wärmen. Dementsprechend frieren sie auch schneller und neigen eher zu Erkrankungen.
Viele Zubehörteile sind bereits für kleines Geld auf dem Markt verfügbar und können auch abseits der Krankenkasse erworben werden. Ein Rucksack ist ein sehr gutes Beispiel für ein sinnvolles Extra bei einem Rollstuhl, da auf diese Weise ein Rollstuhlfahrer unabhängig von fremder Hilfe auch einen Einkauf tätigen kann. Dies ist sehr wichtig für das Selbstwertgefühl eines Rollstuhlnutzers.